Der alljährliche Besuch der Stahlproduktionsanlage in Salzgitter liefert in diesem Jahr eine Überraschung: Die Salzgitter Flachstahl hat sich auf den Weg gemacht, grünen Stahl zu erzeugen.

Und während wir noch am monumentalen Hochofen stehen und die traditionellen Prozesse verfolgen, wird an einer anderen Ecke des riesigen Industriegeländes bereits der Nachwuchs an der Elektrolyseanlage geschult. In wenigen Jahren soll die gesamte Stahlproduktion umgestellt sein: Eisengewinnung in Direktreduktionsanlagen, Stahlproduktion in Elektrolichtbogenöfen – und das alles unter Einsatz von grünem Wasserstoff. Eine gigantische Investition, die selbst unseren Gastgebern einigen Respekt abverlangt.

Mit den zukunftsweisenden Ideen der Salzgitter Flachstahl vor Augen wenden wir uns der Vergangenheit zu: als die Salzgitter Flachstahl noch Reichswerke Hermann Göring hieß und unter der Hochstraße bis zu 3.000 KZ-Häftlinge unter menschenverachtenden Bedingungen Arbeit für die Rüstungsindustrie leisten mussten. Die gerade neu eröffnete Ausstellung der Gedenkstätte KZ Drütte wird uns von einer engagierten Historikerin näher gebracht. Sie erzählt über die Forschungsarbeit des Arbeitskreises Stadtgeschichte und teilt viele der Überlegungen zur Darbietung der Ausstellungsstücke und Zeitzeugenaussagen mit uns. In Kuben aus rostigem Stahl wird die räumliche Enge nur angedeutet – die vielen bewegenden Exponate vermitteln einen lebendigen Eindruck vom Alltag im KZ Drütte. Es ist eine Begegnung mit der Vergangenheit – ohne den erhobenen Zeigefinger, den man aus ähnlichen Gedenkstätten kennt.